Wenn es einen Publisher gibt der die Wünsche der Kunden ernst nimmt, dann ist das mit Sicherheit Turbine Media. Nun bringt das Label die fast vergessenen Horror-Sci-Fi-Komödie The Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen von Low-Budget-Filmer Larry Cohen heraus, der hier sowohl Regie führte als auch das Drehbuch schrieb. Der Film erhielt damals von der FSK eine 18er Freigabe – trotz geringfügiger Zensurkürzungen – und war nur schwer in Deutschland erhältlich. Nachdem Turbine den Film im letzten Herbst zur erneuten Prüfung vorgelegt und eine 16er Freigabe erwirken konnte, erscheint der Titel nun endlich hierzulande auf Blu-ray, und zwar in einer für Sammler ansprechenden Mediabook-Blu-ray-DVD-Combo, wobei das Mediabook auf 2000 Stück limitiert ist.
Story
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Ein neues Dessert namens „Der Stoff“ erobert Amerika im Sturm. Der Industriespion David Ruhterford (M.Moriarty) soll hinter das Geheimnis der Süßigkeit kommen und stellt dabei fest, dass es sich keineswegs um eine harmlose Nascherei handelt. „Der Stoff“ beginnt nämlich seine Konsumenten von innen heraus aufzufressen und verwandelt die Konsumenten in willenlose Monster. Gemeinsam mit der Werbefachfrau Nicole (A. Marcovicci) und dem Jungen Jason (S. Bloom), der ebenfalls hinter das Geheimnis von „Der Stoff“ gekommen ist, versuchen sie die Menschheit von dem unheilvollen „Stoff“ zu befreien.
Regisseur und Drehbuchautor Larry Cohen packt The Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen bis unters Dach mit diversen Genreversatzstücken, Parodien und satirischen Seitenhieben auf den „American Way of Life“ voll. Der Film ist zugleich Komödie, Invasions-Sci-Fi-Horror und Gesellschaftssatire, wobei diese Mixtur leider nicht immer zu einem komplexen Ganzen verschmilzt, sondern irgendwie wie Flickwerk aussieht. Allerdings versteht dieser Flickenteppich durchaus zu unterhalten, und wer sich darauf einlässt, wird mit knapp anderthalb Stunden vollkommen abgedrehter und völlig skurriler Unterhaltung belohnt.
Zum einen hätten wir die typischen Sci-Fi-Horrorelemente, denn „der Stoff“ erinnert rein äußerlich an Filme wie Der Blob, und die Vorgehensweise der tödlichen Süßigkeit nimmt Bezug auf die Körperfresser-Filme, bis hin zu dem kleinen Jungen, der sich gegen seine eigene Familie zur Wehr setzen muss. „Der Stoff“ per se ist natürlich eine ganz offenkundige Kritik am amerikanischen Konsumverhalten: Willenlos konsumieren die Amerikaner das Zeug, fühlen sich gut dabei, versuchen Andere ebenfalls davon zu überzeugen und merken dabei nicht, wie sie immer abhängiger werden und letztendlich daran zugrunde gehen. Sehr subtil ist das Ganze nicht, aber die Comichaft überzeichnete Darstellung gehört hier ganz eindeutig dazu, und die Umsetzung der weißen Masse braucht sich rein technisch nicht hinter den großen Vorbildern zu verstecken.
Darstellerisch setzt Cohen wieder auf seinen Stammdarsteller Michael Moriarty, der in seiner Rolle als Held maßlos zum Overacting neigt, womit er aber allerdings sehr gut zum restlichen Film passt. An seiner Seite spielen Andrea Marcovicci und der junge Scott Bloom, die ebenso wie Garret Morris in Genreabziehbilder gepresst werden. Ein weiteres Highlight ist Paul Sorvino als Colonel Spears, der ausgerechnet als italienischstämmiger Darsteller den Vertreter des amerikanischen Militärs mimt. Das plötzliche Finale ist an Irrsinn kaum zu überbieten und lässt den Zuschauer ungläubig mit dem Kopf schütteln. So Comichaft und überzogen wie dieses alberne Finale ist übrigens der gesamte Film, der zu keiner Zeit versucht sich ernst zu nehmen. Selbst die Spezialeffekte, die seinerzeit zu einer 18er Freigabe der FSK führten, wirken sehr slapstickhaft und billig, wobei man hier zum Teil davon ausgehen darf, dass das durchaus so gewollt ist.
Unterm Strich bietet The Stuff perfekte Unterhaltung für Freunde des gepflegten Trash-Films. Für den Durchschnittsgucker ist der Film sicherlich nicht geeignet, aber als Partyfilm ist er ein echtes Highlight.
Bildqualität
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Optisch hinterlässt The Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen einen relativ guten Eindruck. Die Schärfe ist überwiegend gut bis sehr gut, die Farben könnten zwar etwas kräftiger sein, sind dafür aber stabil und sauber, und auch ansonsten gibt es im Grunde genommen kaum etwas auszusetzen. Berücksichtigt man nun noch das geringe Budget und das Alter des Films ist die Leistung absolut bemerkenswert. Fehler, Störungen oder andere altersbedingte Beeinträchtigungen sucht man vergeblich und das dezente Filmkorn tritt zu keiner Zeit störend zu tage. Mit dieser Veröffentlichung beweist Turbine Media erneut, dass sie die Wünsche der Kunden ernst nimmt.
Tonqualität
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Auch akustisch präsentiert sich der Low-Budget-Streifen von seiner besten Seite. Die Dialoge klingen verhältnismäßig frisch und sind zu jeder Zeit klar verständlich. Die Dynamik ist sauber, Störgeräusche gibt es keine, und auch wenn der Subwoofer nicht angesteuert wird klingen die tiefen Töne stellenweise richtig gut. Die deutsche Synchronfassung bringt bekannte Stimmen wie die von Lutz Mackensy und Horst Schön zum Einsatz und erinnert stellenweise an die damals typisch-witzigen Synchronarbeiten, wobei die stellenweise extrem dämlichen Dialoge zum Fremdschämen einladen.
Ausstattung
- 12-seitiges Buchteil mit Texten von Tobias Hohmann
- Trailer
Fazit
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Bild und Ton der 30 Jahre alten Genreperle geben keinen ernsthaften Anlass zur Kritik. Zwar können weder Bild noch Ton das Alter und das geringe Budget verbergen, aber nimmt man beides relativierend mit in die Rechnung herein und geht mit realistischen Erwartungen an die Sache heran, wird man keineswegs enttäuscht. Anders sieht es da schon in Punkto Bonusmaterial aus, denn außer dem (zugegeben recht interessanten) Buchteil des gut verarbeiteten Mediabooks wird kein nennenswertes Bonusmaterial geboten.
Der Film ist ein typisches Werk des Low-Budget-Filmemachers Larry Cohen, welches sich als Mixtur aus Komödie, Horror und Gesellschaftssatire entpuppt, wobei man schon ein ausgesprochenes Faible für B-Movie-Trash mitbringen sollte, um an The Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen Gefallen zu finden. Ein Leckerbissen ist der Film vor allem für die Fans, die hier auf ganzer Linie bedient werden.
(Michael Speier)
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