Bereits 1957 hat der Wissenschaftler Hugh Everett III mit seiner Viele-Welten-Interpretation die Theorie aufgestellt, dass mehrere reale Situationen gleichzeitig parallel existieren. Sein Kollege Andy Nimmo führte einige Jahre später den Begriff des Multiversums ein, der spätestens mit der Serie Fringe salonfähig geworden ist. Regisseur Duncan Jones (Moon) greift mit seinem neusten Werk Source Code die komplexe Materie der Quantenmechanik auf, die bereits früher in Filmen wie Zurück in die Zukunft, Star Trek oder vor allem die Serie Zurück in die Vergangenheit thematisiert worden ist.
Story
Captain Colter Stevens wähnte sich eben noch bei einem Einsatz in Afghanistan, befindet sich aber im nächsten Moment zusammen mit der ihm unbekannten Christina in einem Zug nach Chicago. Was er zunächst nicht weiß: Er ist Teil des Source Code Programms und durchlebt die letzten Lebensminuten eines Passagiers. Stevens hat nur 8 Minuten Zeit, um herauszufinden, wer der Attentäter ist, bevor der Zug explodiert und etliche unschuldige Menschen mit in den Tod reißt.
Nach dem Drehbuch von Ben Ripley und mit Jake Gyllenhaal (Prince of Persia: Der Sand der Zeit, The Day after Tomorrow) in der Hauptrolle, entstand ein nicht nur origineller, sondern auch spannender Thriller, der trotz sich wiederholender Flashbacks immer wieder Neues bietet. Die Idee an sich ist nicht neu: Ein Charakter schlüpft in das Leben einer anderen Person und hat die Möglichkeit ein gewaltiges Verbrechen aufzudecken und ggf. zu verhindern. Bereits Scott Bakula (der in Source Code dem Vater von Colter Stevens die Stimme leiht) hat dieses Martyrium in der bereits oben erwähnten Serie Zurück in die Vergangenheit mehrfach durchgespielt. Bei den stets wiederkehrenden Erlebnissen des Protagonisten wird man dabei unweigerlich an Und täglich grüßt das Murmeltier erinnert, allerdings ohne den humorvollen Hintergrund. Auch wenn die Handlung sehr nervenaufreibend aufgebaut wurde, gelingt es Jones auch einige tragische und gleichfalls romantische Elemente ausgezeichnet mit einfließen zu lassen, die aber nicht aufgesetzt wirken. Im Gegenteil, denn gerade dieser genreübergreifende Aspekt verleiht Source Code einen vielseitigeren Anstrich und stellt eine emotionale Bindung zwischen Zuschauer und den betreffenden Filmfiguren her.
Das ist auch schon das einzige, wenn auch nur kleine Manko des Plots: Da dieser nicht nur als Science Fiction Thriller Elemente hat, sondern auch gefühlsbetont ist, hat man ein wenig den Eindruck, dass die Filmemacher manche Punkte nicht tiefgründig genug behandelt haben und die Handlung zu schnell abgeschlossen wurde. Auf der schauspielerischen Seite gibt es keinen Grund zur Klage: Die beiden Hauptakteure Jake Gyllenhaal und Michele Monaghan (Eagle Eye – Außer Kontrolle, Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel) mimen ihre Charaktere äußerst überzeugend auf gewohnt hohem Niveau. Aber auch die Nebendarsteller wie Vera Farmiga (Up in the Air), Jeffrey Wright (James Bond 007 - Casino Royale) oder sämtliche Personen aus dem Zug erledigen ihren Job sehr gut und präsentieren sich in ihren Rollen authentisch. Ob Duncan Jones mit Source Code zu schnell auf den Punkt kommt, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. Tatsache ist jedoch, dass keine Sekunde zu viel enthalten ist und somit viel Kurzweile und letztendlich auch ausgezeichnete Unterhaltung geboten wird.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 1,85:1 Die Blu-ray bietet einen ordentlichen Transfer. Das Bild liefert natürliche und kräftige Farben. Der Kontrast ist gut, allerdings leicht überhöht. Der Schwarzwert ist sehr gut, lediglich in der Durchzeichnung heißt es leichte Abstriche machen. Einzige Ausnahme: In der Kommandokapsel von Colter Stevens ist dieses Manko nicht vorhanden, dafür allerdings ein schwaches Banding. Die Schärfe ist herausragend und begeistert mit einer ausgezeichneten Detailzeichnung sowie einer guten Plastizität. Vor allem in der letzten Szene im Zug ist dies sehr gut zu erkennen. In wenigen Momenten sind einige Abschnitte ein wenig weich, was aber nicht sonderlich negativ auffällt. Während des Filmes ist permanent ein leichtes, aber nicht störendes Filmkorn zu erkennen.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1 Die deutsche Synchronisation und die englische Originalspur liegen im kompressionsfreien DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Die Abmischung klingt sehr natürlich mit einer sehr guten Dynamik. Der Subwoofer leistet ganze Arbeit und gibt die Bässe sehr präzise wieder. Die Surroundkanäle werden sehr gut in den Handlungsablauf eingebunden und sorgen für eine authentische Atmosphäre mit guter Direktionalität. Lediglich in den Aufnahmen mit dem Protagonisten in der Militärbasis vermisst man ein wenig mehr Einsatz der hinteren Lautsprecher. Die Dialoge sind stets gut verständlich.
Ausstattung
Das Bonusmaterial bietet eine Menge an zusätzlichen Informationen zum Film. Obendrein liegen sämtliche Extras im HD Format vor. Am meisten überzeugt der Bild-in-Bild Modus, der nicht nur Kommentare von Cast & Crew zu den Dreharbeiten liefert, sondern auch Hintergrunddetails zum Thema der Quantenmechanik mit einfließen lässt. Die drei Bereiche „Cast & Crew“, „Im Brennpunkt“ als auch „Expertenwissen“ sind jeweils auch als separates Featurette anwählbar. Zwei mehr oder minder interessante Triviatracks („Geschichten von Zeitreisen“ und „Wusstest du…?“) sind ebenfalls vorhanden. Der Audiokommentar von Duncan Jones, Jake Gyllenhaal und Ben Ripley stellt eine willkommene Ergänzung dar. Neben einer kleinen Zusammenfassung an TV-Featurettes, sind insbesondere die Interviews mit Jake Gyllenhaal und Regisseur Duncan Jones noch erwähnenswert, die vor allem Aspekte der Vorproduktion und der Zusammenarbeit beleuchten. Trailer zum Film sowie zu weiteren Studiocanal Titeln runden das Gesamtangebot ab. Ein Wendecover ist ebenfalls enthalten.
Fazit
Die Blu-ray hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Zwar sind beim Bild einige Schwächen feststellbar, aber herausragende Schärfe, kräftige Farben und sehr gute Schwarzwerte machen dies wieder wett. Der verlustfreie HD-Sound setzt dem Ganzen noch einen drauf und bietet dem Zuschauer eine authentische Atmosphäre mit vielen Surroundeffekten. Die Extras verschaffen eine Menge an aufschlussreichen Zusatzinformationen und zum Thema Parallelwelten und liegen komplett in 1080p vor. Duncan Jones hat mit Source Code nach seinem Erstwerk Moon erneut einen sehr nervenaufreibenden und kurzweiligen Science Fiction Thriller abgeliefert, bei der man von der ersten bis zur letzten Sekunde gespannt mitfiebert. Hier wird nicht nur der Fan des simplen Popcorn Kinos angesprochen, sondern auch der Freund anspruchsvoller Kost. (sah)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic DMP-BD30
AV-Receiver: Denon AVR-1602
Lautsprecher: Magnat