Oftmals ist ein Film trotz Besetzung mit einer Menge hochkarätiger Schauspieler dennoch nicht vor einem Untergang geweiht. So wurde die Literatur-Verfilmung, unter der Regie von Declan Donnellan und Nick Ormerod, die beide hauptsächlich Theateraufführungen in der ganzen Welt inszenieren, an den Kinokassen ein gewaltiger Flop. Bei einem geringen Budget von gerade einmal neun Millionen Euro konnte er nicht einmal 6,5 Millionen Euro wieder einspielen. Doch oftmals sind nicht nur die Darsteller Grund dafür, sondern vielmehr die Handlung.
Story
Im Jahr 1890 verschlägt es den jungen George Duroy (R. Pattinson) aus der französischen Provinz in die Hauptstadt Paris, um dort das Savoir Vivre - die Kunst zu Leben - zu genießen. Dort möchte er es so schnell wie möglich zu Ruhm und Reichtum bringen, doch das ist leichter gesagt als getan, denn er hat weder Geld noch einen Beruf. Schnell gelangt er durch zahlreiche Bettgeschichten mit den Gattinnen einflussreicher Männer bis hinauf in die Oberschicht. Zudem läuft es in seinem neu ergatterten Beruf als Journalist immer besser. Als er sich letztendlich in die hübsche Clotilde (C. Ricci) verliebt, gerät sein Konstrukt aus Gier, Hochmut und Intriganz ins Wanken und setzt somit aufs Spiel, alles wieder zu verlieren.
Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Roman des französischen Schriftstellers Guy de Maupassant aus dem Jahr 1885. In dieser Hinsicht war die Wahl, auf zwei Theater-Regisseure zur Umsetzung zurückzugreifen nicht schlecht, denn das Duo hat besonders viel Wert auf Authentizität und Emotionen gelegt. Das langfristige Problem bei Bel Ami ist der nur sehr langsame Spannungsaufbau. Zwar bietet der intrigante Karriereverlauf von George Duroy einige Reize und macht die Handlung auch zunehmend interessanter, aber der Verlauf ist nur sehr langsam und lässt zu häufig Langeweile durchschimmern. Es erscheint häufig, dass es den beiden Regisseuren wichtiger war, eine nette Atmosphäre zu schaffen und das alte Frankreich wieder zum Leben zu erwecken, als die Werte des Stoffes - die Intrigen, die Gier und der Kampf nach Macht, die Skrupellosigkeit - deutlich zu veranschaulichen.
Doch das ist nicht der alleinige Grund, weswegen der Film nicht so richtig überzeugen will. So spielt Hauptdarsteller Robert Pattinson (Twilight - Filmreihe, Remember me) seine Figur des George Duroy an sich nicht schlecht, und er hat seinen Mantel des Hollywood Vampir Beaus wohl nun endgültig abgelegt, aber den französischen Lebemann will man ihm doch so recht nicht abnehmen. Doch zugegeben: Wenn George Duroy einen Wutanfall bekommt, ist das wirklich zweifellos erstklassiges Kino.
Da erscheint Christina Ricci (Fear and Loathing in Las Vegas, Sleepy Hollow) als liebenswürdige Clotilde de Marelle wesentlich authentischer, da ihr die Emotionen wahrhaftig ins Gesicht geschrieben stehen. Ebenfalls großartig: Uma Thurman (Kill Bill, Paycheck - Die Abrechnung) als unberechenbare Madeleine Forestier, die ihre vielseitige Rolle kompetent ausfüllt und sämtliche Facetten aus dem Effeff wiedergibt. Kristin Scott Thomas (Largo Winch - Tödliches Erbe, Der englische Patient) bleibt ein wenig hinter ihrer gewohnten Leistung zurück, spielt ihre Figur der Virginie Rousset sehr souverän im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Lediglich Colm Meaney (Soldiers of Fortune, Con Air) bekommt zu wenig Spielraum, um seine Möglichkeiten voll auszuspielen, zeigt den Monsieur Rousset aber schön schnoddrig und rabiat.
Bildqualität
- Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,35:1
- Original CinemaScope Format
- sauberes Bild ohne Kratzer, Bildflecken oder Kompressionsspuren
- überwiegend sehr gute Schärfe bei guter Plastizität
- nur wenig weiche Darstellungen
- feines, kaum auffallendes Filmkorn
- satte und natürliche Farbgebung bei gutem, leicht erhöhtem Kontrast
- kräftiger Schwarzwert mit gefälliger Durchzeichnung
- sehr stimmungsvolle Kameraführung
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
- sehr frontlastige Abmischung
- sehr natürlicher und authentischer Klang
- nur wenige Surroundeffekte, wenn aber mit sehr guter Direktionalität
- herausragende Stereoseparation
- tadellose Dynamik
- Dialoge sind jederzeit ausgezeichnet zu verstehen
- passender wenn auch unauffälliger Score
Ausstattung
- Hinter den Kulissen (HD; 11:09 min.)
- Featurette (HD; 5:57 min.)
- Pressekonferenz auf der Berlinale 2012 (HD; 24:38 min.)
- Robert Pattinson auf dem roten Teppich (HD; 3:01 min.)
- elf Interviews mit Cast & Crew (HD; 87:35 min.)
- Trailer (HD; 2:03 min.)
- Trailershow (HD; 9:42 min.)
- Wendecover
Fazit
An sich ist die Blu-ray Umsetzung dieses Titels nicht schlecht. Das Bild hat zwar einige leichte Schwächen, besitzt unterm Strich, dank durchgehend sehr guter Schärfe, eine sehr zufriedenstellende Qualität. Aufgrund des Genres war es nicht anders zu erwarten, dass der Ton nur frontlastig ausgefallen ist, erfüllt allerdings im Großen und Ganzen seinen Zweck. Das Bonusmaterial hätte aber kaum umfangreicher ausfallen können und dürfte keine Fragen offen lassen. Schuster bleib bei deinen Leisten. Was im Theater gut funktioniert, muss nicht unbedingt für eine Kinoadaption reichen. Die beiden Theaterregisseure haben an sich nicht alles falsch gemacht, schaffen es hingegen nicht, durchgehend eine ausreichende Spannung aufzubauen, so dass Bel Ami hin und wieder ein wenig vor sich hin plätschert. Darstellerisch wurde aber das Bestmögliche aus dem Stoff herausgeholt. Für Fans sicherlich ein Blick wert. (sah)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
BDP: Sony BDP-S790
AVR: Denon AVR-1312
Boxen: Front: Dali Zensor 1 / Rear: Magnat