Regisseur Oliver Stone ist durch Filme wie Platoon, geboren am 4. Juli und insbesondere dem bei Erscheinen sehr umstrittenen Natural Born Killers in den 1980er- und 1990er-Jahren zu einem Kritiker- und Publikums-Darling avanciert. Doch es folgte später eine Flaute mit Filmen, die sowohl bei Rezensenten als auch dem Publikum eher mäßig ankamen. Dazu zählt beispielsweise Stones Alexander. Mit Snowden meldet sich der Regisseur erneut mit brisantem Stoff zurück.
Story
Edward Snowden (J. Gordon-Levitt) hält es 2013 nicht mehr aus. Er gibt seinem Gewissen nach und enthüllt gegenüber Journalisten die geheimen Machenschaften der amerikanischen NSA, welche die Spionage und Überwachung im digitalen Zeitalter auf ein völlig neues Level hebt. Doch bis es dazu kommt, ist es ein langer Weg. Denn alles beginnt, als ein junger Snowden bei der CIA die Führungskräfte beeindruckt und schließlich für die Cyber-Kriegsführung eingesetzt wird.
Snowden punktet zunächst einmal mit einem überraschend passendem Cast: Joseph Gordon-Levitt mag doch etwas glatter wirken als das Original, verkörpert den Whistleblower im Kontext des Films aber sehr glaubhaft. Auch Shailene Woodley als Snowdens Partnerin Lindsay Mills schafft es erneut, ihren mädchenhaften Charme spielen zu lassen und die Sympathien auf ihre Seite zu ziehen. Auch die Nebenrollen sind prominent bzw. passend besetzt – etwa mit Zachary Quinto als Journalist Glenn Greenwald und Tim Wilkinson als weiterem Journalisten, nämlich Ewen MacAskill. Timothy Olyphant aus Justified darf sich als CIA-Agent verdingen.
Auch wenn der Cast im Grunde durchweg überzeugt und auch mit vollem Herzen dabei ist, Stone seine routinierte Hand als Regisseur spielen lässt, so fehlt es Snowden am Ende etwas an Spannung und Dramatik. Das mag daran liegen, das man als Zuschauer natürlich weiß, wie es ausgeht. Aber am Ende ist der Thriller um diesen umstrittenen Whistleblower eben kein actiongeladenes Mission Impossible, so dass die Wirkung auf den Zuschauer sehr von der Art der Inszenierung abhängt. Und an diesem Punkt hätte Stone mehr in die Tiefe gehen können, denn in den 135 Minuten Spielzeit wirkt Edward Snowdens Weg manchmal etwas zu vorhersehbar und linear. Das hätte man aufpeppen können, indem mehr auf die schwierige, moralische Entscheidung des Protagonisten eingegangen worden wäre und vielleicht auch ein paar symbolische Bilder die visuelle Prägnanz erhöht hätten.
So bleibt Snowden am Ende eine solide Mischung aus Drama, Biopic und Thriller, die durchaus sehenswert ist, aber Stoff für eine tiefergehendere und mutigere Herangehensweise geboten hätte.
Bildqualität
- 2.40:1; 1080p
Tonqualität
- Deutsch & Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Ausstattung
- Deutsche Hörfilmfassung
- B-Roll (HD, ca. 3 Min.)
- Trailer zum Film (HD, ca. 3 Min.)
- Interview mit Joseph Gordon-Levitt (HD, ca. 2 Min.)
- Interview mit Shailene Woodley (HD, ca. 2 Min.)
- Interview mit Timothy Olyphant (HD, ca. 1 Min.)
- Interview mit Oliver Stone (HD,ca. 13 Min.)
Fazit
Snowden wurde einwandfrei in HD umgesetzt und bietet ein tolles, abwechslungsreiches Bild aus digitaler Quelle. Auch die deutsche, sogar verlustfreie Tonspur überzeugt, wenn auch die Abmischung etwas unspektakulär bleibt. Das Bonusmaterial ist leider nicht allzu umfangreich, speziell wenn man es mit der US-Version vergleicht, welche auch einige, längere Beiträge enthält.
Snowden ist nach einigen Schwächen nun ebenfalls nicht Oliver Stones neuer, großer Wurf. Dafür taucht der Film nicht tief genug in Snowdens Psyche oder die Machenschaften der NSA ein. Tatsächlich wirkt die filmische Umsetzung am Ende deutlich zahmer als die realen Umstände, was eher ungewöhnlich ist, da Biopics sonst eher zur Dramatisierung neigen. Dank des sehr guten Casts ist Snowden aber ein unterhaltsamer Film geworden, der mit mehr Wagnissen auch großartig hätte sein können.
(André Westphal)
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